Technologie

Information Lifecycle Management (ILM)

und seine Herausforderungen in SAP HCM datenschutzkonform meistern

Die Komplexität der Anforderungen an die Datenarchivierung und -löschung in Unternehmen ist immens – darauf zu reagieren also ein wichtiges Handlungsfeld.

Mit der Komponente Information Lifecycle Management (ILM) bietet SAP eine Standard-Lösung zur Verwaltung des Lebenszyklus produktiver und archivierter Daten. ILM ist grundsätzlich eine hilfreiche Lösung – doch was sind die Herausforderungen bei der Nutzung?

 

Einmal zerstört ist zerstört: Herausforderungen und Risiken im Laufenden Betrieb

Das Problem beim DSGVO-konformen Löschen von Personaldaten mit SAP ILM: Einmal zerstört ist zerstört. Der Löschvorgang selbst wird zwar protokolliert, es lassen sich jedoch keine Rückschlüsse auf die Inhalte der gelöschten Datensätze ziehen. Das ist auch gut so, denn Sinn des ILM ist es ja gerade, nicht mehr benötigte Daten bzw. Daten deren rechtliche Grundlage zur weiteren Aufbewahrung entfällt, dauerhaft und spurenlos zu löschen. Sollten Daten nun aber versehentlich zerstört werden (in diesem Zusammenhang sind viele unterschiedliche Gründe möglich), sind die Daten unwiederbringlich verloren. Umso wichtiger ist es, sich in diesem sensiblen Anforderungsbereich auch mit den funktionalen Schwächen von SAP ILM auseinanderzusetzen, um operative Risiken zu minimieren.

Allzu schnell geht die Transparenz über die zu löschenden oder bereits gelöschten Daten verloren. Es entsteht eine diffuse Datensituation, die häufig nur durch immensen Protokollierungs- und Prüfaufwand seitens der durchführenden Personen in den zuständigen Fachabteilungen aufgefangen werden kann. So entsteht zusätzlicher Stress für die häufig unterbesetzten IT- und Personalabteilungen. Die gute Nachricht ist, dass es praxistaugliche Ansätze gibt um diesen Mehraufwand zu verringern.

Das ILM nutzt für sich die bekannten Prozesse der Datenarchivierung und verwaltet, wie lange Daten im System bleiben, bevor sie unwiederbringlich gelöscht werden. Aus dieser Entstehungshistorie heraus, ergeben sich gewisse Eigenheiten der ILM-Lösung, die im Zusammenhang mit dem DSGVO-konformen Löschen beleuchtet werden müssen.


Vom Archivierungstool zum Datenvernichter: Eine Entwicklung mit Hindernissen

Zu Zeiten der reinen Archivierung war es nicht entscheidend, welche Daten bereits archiviert und welche noch als Originale erhalten waren. Es gab daher nur wenige adäquate Kontroll- und Protokollfunktionen, die einen kompakten Überblick über die Archivierungsvorgänge lieferten.

Nun fordert der Gesetzgeber mit der DSGVO die unwiederbringliche Löschung der Daten, weshalb das ILM heute sehr viel detaillierter protokollieren muss. Dies kann, je nach Ausgangslage, durchaus zu Millionen Protokolleinträgen führen, von denen meist nur ein Bruchteil tatsächlich auf Fehler hinweist. Die Standard-Protokolle sind umfangreich und aufgrund der Masse schwer zu analysieren. Sie helfen kaum dabei, Kontrolle über die Menge, den Umfang und die Auswahl der zerstörten Daten zu erlangen. Bei großen Datenmengen und unter Berücksichtigung der Besonderheiten von personenbezogenen Daten im HCM den Überblick zu behalten, wird in diesem Zusammenhang zum kritischen Moment. Es ist daher besonders wichtig, für ein gutes Monitoring zu sorgen und die Korrektheit der Datenselektion stets im Überblick zu behalten (Werden auch tatsächlich nur die gewünschten Daten gelöscht?).

Grenzen des ILM-Standards

In der Praxis kann die ILM-Standardlösung dabei, bedingt durch ihre funktionale Entstehungsgeschichte, leider nur eingeschränkt unterstützen. Hinzu kommt ein, aus technisch-funktionaler Perspektive, komplizierter Mechanismus, um die Zerstörung von Daten tatsächlich zu erreichen. Das ILM basiert auf einer Funktionalität, welche ursprünglich zur Archivierung gedacht war, nicht als Werkzeug für den Datenzerstörungsprozess. Die Grundlage ist also meist ein Archivierungsschritt. Das ist für die vollständige Eliminierung von Daten eher hinderlich als hilfreich. So wird bei Löschvorgängen noch temporär eine Archivdatei geschrieben, aus der dann erst im nächsten Schritt die eigentliche Löschung initiiert wird. Für kundeneigene Infotypen bietet SAP die Möglichkeit zur Entwicklung eigener Löschfunktionalitäten innerhalb des ILM-Frameworks. Jedoch setzt dies spezifische Programmierkenntnisse voraus, sowie Wissen sowohl über den Ablauf der Löschung als auch über die Komplexität und die Abhängigkeiten des kundeneigenen Infotypen zu anderen Daten im SAP.

Das Wissen um die Besonderheiten der SAP HCM Daten und die spezifische Anwendung des ILM-Tools darauf ist der Schlüssel zum effizienten Datenlöschprozess.

 

HCM-spezifische strukturelle Besonderheiten

Besonders für personenbezogene Daten im Modul SAP HCM gilt, dass die Datenstrukturen des HCM nur bedingt zur Zerstörung geeignet sind. Prinzipiell zeichnet sich die HCM-Lösung dadurch aus, dass fast alle Daten komplett sowie historisch korrekt abgegrenzt und in Zeitscheiben gehalten werden. Einige dieser Daten sind jedoch für das Datenmodell funktionskritisch: Typische Beispiele sind hier die Infotypen „0000 Maßnahmen“ und „0001 Organisatorische Zuordnung“. In den Maßnahmen sind wichtige, steuerungsrelevante Informationen. Diese dürfen nicht einfach zerstört werden. Zudem gibt es in den Datenstrukturen von SAP HCM wichtige Abhängigkeiten zwischen den Objekten (Stammdaten, Cluster, Belege, Protokolldateien), die es bei der Konzeption und der Ausführung von Löschvorgängen zu berücksichtigen gilt. Die Löschreihenfolge ist nicht beliebig. Sie wird in großen Teilen durch die Forderung nach systemkonsistenten Daten diktiert. In der Folge steigt der Aufwand bei der Durchführung von Datenlöschungen signifikant. Zudem stehen in der Praxis häufig die Datumsinformationen des Infotypen „0003 Abrechnungsstatus“ Löschprozessen im Weg. Hier gibt es insbesondere im Bereich von weit zurückliegenden Austritten (aber auch in weiteren Bereichen) oft Schiefstände, denn die Aufbewahrungsfristen im ILM liegen erfahrungsgemäß im Bereich von 4-12 Jahren.

 

Durch SAP ILM in Kombination mit Automatisierungswerkzeugen Zeit und Kosten sparen

Die Standardlösungen der SAP können, wie wir am Beispiel von SAP Information Lifecycle Management (ILM) betrachtet haben, die Löschprozesse für viele technische Daten grundlegend bedienen. Es fehlt aber häufig an Kontrolle und Transparenz über die zur Löschung ausgewählten oder bereits gelöschten Daten. Das Zwischenfazit zum aktuellen Stand von SAP ILM: Durch das Aufsetzen der Löschfunktionalität auf die Archivierungstechnologie werden die Löschabläufe in der Praxis schnell sehr komplex. Diese Komplexität führt gemeinsam mit den zu beachtenden Löschreihenfolgen dazu, dass eine Automatisierung der Löschabläufe mit Standardfunktionalitäten des SAP ILM quasi nicht möglich ist.

 

Empfehlungen aus der Projektpraxis

In unserer Projektpraxis stehen wir bei Kunden unterschiedlichster Größe und diverser Branchen regelmäßig vor der Herausforderung, diese Problemstellungen zu lösen und die Kontrolle und Transparenz über die Löschprozesse zu erhalten. Auf dieser Erfahrungsgrundlage können wir verschiedene Lösungsempfehlungen für den Einsatz von SAP ILM zur DSGVO-konformen Zerstörung personengebundener Daten aus SAP HCM geben.

  • Für den wichtigen und steuernden Infotypen „0003 Abrechnungsstatus“ sollte ein Tool zur Unterstützung von Analyse und Korrektur eingesetzt werden. Damit ILM-Prozesse fehlerfrei ausgeführt werden können, müssen die Datumsfelder im Infotypen geprüft und ggf. korrigiert werden.

  • Analysieren Sie die Datenmenge fortlaufend in Tabellen, um ein klares Bild von der zu erwartenden Menge an gelöschten Daten zu bestimmen. Die Durchführung dieses Abgleichs vor und nach der Löschung bringt Klarheit über den Erfolg von Datenlöschungen.

  • Setzen Sie auf Reports für Infotypen und Tabellen zur Unterstützung regelmäßiger Massenanalysen. Wichtig dabei: Es sollte eine Zeitscheibenanalyse sein, welche die Datensätze pro Löschintervall abbilden kann.

  • Begutachten Sie die ILM-Protokolle. Gezieltes Durchsuchen von Protokollen nach Personal­nummern und Nachrichten auch über mehrere ILM-Objekte und Zeiträume hinweg, bringt Sicherheit über Vollständigkeit und Korrektheit der Löschvorgänge. Nutzen Sie für diese Anforderung softwaregestützte Automatisierungsmöglichkeiten, um den Bearbeitungsaufwand angemessen zu halten.

  • Sparen Sie Zeit mittels Automatisierung von Datenlöschungen durch die Funktion der Laufverknüpfung von Löschvorgängen mit ILM.

  • Die Einsicht der Protokolle kann, gesteuert über Berechtigungen, je Fachbereich erfolgen. Dafür werden die ILM-Protokolle in die SAP-Spool übertragen, bzw. als Download (bspw. MS Excel) zur Verfügung gestellt.


Ziel unserer Empfehlungen ist ein effizienter, automatisierter Löschprozess – sicher, nachvollziehbar und DSGVO-konform.

Unsere Lösungen schließen funktionale Lücken im SAP ILM, sorgen für mehr Kontrolle und machen Löschvorgänge transparent. Dabei behalten wir auch die kontinuierlichen Weiterentwicklungen der SAP-Lösung im Blick – von den Mutterschutz-Abwesenheiten über das A1-Meldeverfahren bis hin zu neuen Funktionen rund um die eAU-Datenlöschung.


ILM in SAP HCM sicher einsetzen – mit den richtigen Tools und Know-how

SAP ILM ist ein mächtiges Werkzeug, aber kein Selbstläufer. Gerade im Kontext personenbezogener Daten im SAP HCM zeigt sich schnell, wo die Grenzen der Standardlösung liegen. Ohne gezielte Analyse, strukturierte Löschkonzepte und technische Unterstützung steigt der Aufwand – und mit ihm das Risiko für Datenverluste oder DSGVO-Verstöße. Mit den richtigen Tools, fundiertem Fachwissen und automatisierten Prozessen lassen sich diese Risiken minimieren und die Datenlöschung effizient gestalten.


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